Die Venedig-Vereinbarung
Kunst, Moor und Wissenschaft – aus dieser Kombination ist auf der 59. Kunst-Biennale in Venedig eine einzigartige Installation entstanden. Das internationale Künstlerkollektiv ENSAYOS, die Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, und viele andere Akteure haben sich dafür zusammengetan. Gemeinsam wollen sie damit auf die Bedeutung der Moore weltweit aufmerksam machen und mit einer Venedig-Vereinbarung auch politisch mehr für Moor und Klimaschutz erreichen.
Ulrike Gerhardt
Moor, ökologische Kunst, Kunstvermittlung
Susanne Abel
Moore, Ökologie, Paludikultur
Tel +49 3834 83542 26
Torfmoosrasen und Videoinstallation des Kunst-Projektes Turba Tol Hol-Hol Tol erwarten die Biennale-Besucher*innen im Chilenischen Pavillon, lokalisiert im historischen Speichergebäude des venezianischen Arsenals. Die wachsenden Torfmoose und die von ihnen gebildete feucht schwingende Oberfläche lassen sich dort mit allen Sinnen entdecken. Besucher können ihre Hände über die grünen Moorpflänzchen gleiten lassen. Eine gerundete Leinwand zeigt faszinierende Nahaufnahmen aus dem Moor und ein geheimnisvolles Wispern transportiert Gedanken zu dieser Landschaft. Gleichzeitig informiert ein Monitoringsystem darüber, wie die Torfmoose wachsen, wieviel Wasser sie dafür benötigen und wieviel Kohlenstoff sie akkumulieren. Die Installation will zeigen, dass der Erhalt der Natur, insbesondere der Moore, im Interesse der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft ist und sich bisherige Naturzerstörung nur global in einem gemeinsamen Wirken vieler lokaler Initiativen umkehren lässt.
Zum „Welttag der Moore“ am 2. Juni 2022 verkündeten die Wissenschaftler*innen und die Künstler*innen mit Vertreter*innen aus indigener Bevölkerung, Klimapolitik, Naturschutz und Wirtschaft auf der Biennale dazu auch die Venedig Vereinbarung (Venice Agreement). In namentlicher Anlehnung an das Pariser Klimaschutzabkommen (Paris Agreement) machten sie mit der Aktion auf Erhalt und Wiederherstellung von Mooren für das Klima und die Menschen international aufmerksam. Zwei Tage lang hatten Moorschützer*innen und Künstler*innen aus Argentinien, Chile, Schottland, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Kenia, Uganda und Uruguay vor Ort die Vereinbarung erarbeitet. Entstanden ist ein kreatives Werk – auf der einen Seite ein Gedicht voller Poesie und Inspiration sowie konkrete Bedarfe und Werte, die benötigt werden, um Moore weltweit zu schützen. Auf der anderen eine Karte mit Wünschen und Lösungsansätzen von Moorschützern aus der ganzen Welt.
Zur feierlichen Unterzeichnung schalteten sich weitere Interessierte online zu. Fachleute aus Umweltwissenschaft, Naturschutz, Klimapolitik und zeitgenössischer Kunst, aber auch Vertrete*innen der Ureinwohner Feuerlands legten ihre unterschiedlichen Sichtweisen zum Schutz der Moore dar. Darunter Experten und Entscheidungsträger wie Prof. Dr. Hans Joosten vom Greifswald Moor Centrum oder Dianna Kopansky, Koordinatorin der Global Peatlands Initiative beim UN-Umweltprogramm.
Ein ausführlicher Bericht schildert den Entstehungsprozess der Venedig-Vereinbarung.(pdf hier oder auch auf dem Blog der Stiftung Zukunft jetzt!)
Die Veranstaltung wird ermöglicht durch die Unterstützung der Stiftung Zukunfts Jetzt!, der hartwig!stiftung und der Global Peatlands Initiative, koordiniert vom UN-Umweltprogramm und gefördert von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUV). Eine Künstlerresidenz in Greifswald im Vorfeld des Projektes wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das Amt für Bildung, Kultur und Sport der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.