Die Natur gibt, aber sie nimmt auch. Gut zu beobachten ist das an der Pommerschen Boddenküste, der sogenannten Ausgleichsküste. Durch Wind und natürliche Wasserbewegung wird stetig Land abgetragen und ein Stück weiter wieder angelagert. Meist geschieht das mit der Hauptwindrichtung von West nach Ost. So entstehen unter anderem Nehrungen und „Windwatt“, z. B. im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaften.
Am vergangenen Freitag kam es etwas anders. Es tobte der stärkste, den gesamten Ostseeraum betreffende Sturm seit über 100 Jahren aus östlichen Richtungen. Dadurch begünstig entfaltete sich in beeindruckender Weise der „Badewanneneffekt“ in der Ostsee. Das heißt, Wasser aus der östlichen Ostsee wurde in den westlichen Bereich gedrückt, gleich dem Hin-und-Her-Schwappen in einer Badewanne. Darum stieg am westlichen Rand der Ostsee der Wasserstand besonders stark. Vielfach kam es zu Überflutungen, Über- und Unterspülungen an den westlichen Küsten der Ostsee.
Neben den immensen materiellen Schäden an Hafenanlagen, Booten, Uferbefestigungen und -promenaden konnten auch Schäden an liebgewonnenen und bis dato schützenswerten Landschaftsbestandteilen beobachtet werden, so auch am Palmer Ort. Der Küstendünenwall, Lebensraum für verschiedene selten gewordene Pflanzen und Tiere, wurde überflutet und durch Wind und Wasserbewegung beinah gänzlich abgetragen.
Über diesen Verlust sind wir sehr traurig. Allerdings beeindrucken uns die Kräfte der Natur, so zerstörerisch sie sein mögen, auch immer wieder. Eine Dynamik, der wir Menschen nur sehr wenig oder häufig gar nichts entgegensetzen können.
All unsere Bemühungen zum Schutz des Dünenwalls wurden mit einem Mal fortgespült, so scheint es. Dem ist aber nicht so. Natürliche Prozesse wirken gestalterisch und haben ihren eigenen Zyklus. Schon in der Antike wurde festgestellt, dass alles fließt (Heraklit: „Panta rhei“) und nichts bleibt, wie es ist.
Den Status Quo zu erhalten ist daher auch nicht unser Ziel, sondern vielmehr der Prozessschutz. Der Lebensraum am Palmer Ort hat sich ein weiteres Mal in seiner geologischen Geschichte verändert. Neue Nischen entstehen, neue Bewohner werden sich ansiedeln.
Wir freuen uns darauf, diesen Prozess beobachten zu dürfen und laden auch alle Interessierten ein, daran teilzuhaben. Auch weiterhin werden wir diesen Ort in seiner möglichst ungestörten Entwicklung vor menschgemachten Schadeinflüssen schützen.