BOLLWINTAL – nasse und artenreiche Moorwiesen im brandenburgischen Sand

Das Bollwintal ist ein kleines Paradies – eines der schönsten vermoorten brandenburgischen Fließtäler. Etwa 40 km nördlich von Berlin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin baut der Biber seit 30 Jahren im Gebiet und hilft, das Moor nass zu halten.

Im 18. Jahrhundert hatte man versucht – wie fast überall in Deutschland – das Moor zu entwässern, um es als Wiese zu nutzen. Aber schon Mitte der 1930er Jahre wurde die landwirtschaftliche Nutzung der quelligen Moorwiesen größtenteils aufgegeben. 1990 wurde das Tal ein Naturschutzgebiet und 2004 der Succow Stiftung übertragen.

Mittlerweile wurde das alte Grabensystem im Rahmen eines Moorschutzprojektes verschlossen und das für das Moor lebenswichtige Wasser wird nun wieder besser in der Fläche gehalten. Der Biber hilft dabei, wo er kann.
Ein Herzstück des Bollwintals sind die durch extensive Mahd schonend gepflegten Moorwiesen, auf denen zahlreiche selten gewordene Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Dazu gehören u. a. der nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützte Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Orchideenarten wie das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) und das große Zweiblatt (Listera ovata) und nicht zuletzt einer der größten noch verbliebenen Bestände des Schlangenknöterichs (Bistorta officinalis) in Brandenburg.

Der Schlangenknöterich braucht basenreiches Quellwasser um zu wachsen, wovon es im Bollwintal noch reichlich gibt. Die Blätter des Schlangenknöterichs dienen den Raupen des vom Aussterben bedrohten Blauschillernden Feuerfalters (Lycaena helle) als Nahrungsquelle, was den Erhalt dieser selten gewordenen artenreichen Schlangenknöterich-Wiesen im Bollwintal noch bedeutender macht.

Die Succow Stiftung unternimmt daher regelmäßig Aktivitäten, um die nassen und artenreichen Moorwiesen in ihrem Bestand zu erhalten und zu entwickeln.

Die an das moorige Tal anschließenden leicht geneigten, sandigen Hänge sind aktuell von Kiefernforst geprägt. Die ganzjährig hohe Verdunstung der Nadelbäume entzieht dem Gebiet, im Gegensatz zum hier natürlicherweise auftretenden Laubwald, die lebensnotwenige Feuchtigkeit. Deshalb fördert die Succow Stiftung die schrittweise Entwicklung der Kiefernbestände hin zu naturnahen Laubmischwäldern, bevor das Gebiet gänzlich der Naturwaldentwicklung überlassen wird.

Die Succow Stiftung erwarb außerdem eingestreute Ackerflächen, auf denen schonend gewirtschaftet wird. Ein Schutzacker dient dem Erhalt mittlerweile seltener gefährdeter Ackerwildkräuter wie dem Lämmersalat; artenreiche Sand-Trockenrasen sind Lebensraum für Unmengen an Heuschrecken und Heckenpflanzungen am Ackerrand bieten Unterschlupfe für Kleinsäuger und Reptilien.

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Den Flächenerwerb im Bollwintal ermöglichte die Deutsche Umwelthilfe und die Kurt Lange Stiftung. Partner im Projekt ist das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. 

Bollwintal

Größe: ca. 250 ha

Lage: etwa 40 km nördlich von Berlin, bei Templin

Lebensräume: Durchströmungsmoor, Nasswiesen, Weidengebüsch, Bruchwald, Seen, Kiefernforst

Arten: Bekassine, Wasserralle, Raubwürger, Wachtel // Arznei-Baldrian, Echtes Mädesüß, Sumpfkratzdistel, Blutweiderich, Kuckucks-Lichtnelke, Fieberklee

Schutzzweck: Erhalt bzw. Revitalisierung der Moorlandschaft

Schutzgebiete: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Naturschutzgebiet "Bollwinwiesen/Großer Gollinsee", Natura2000-/ FFH-Gebiete „Bollwinwiesen/Großer Gollinsee" und „Polsensee”

Im Eigentum seit: 2004 als "Nationales Naturerbe" aus Bundeseigentum übertragen 

Ansprechpartnerin

Dr. Nina Seifert
Expertise: Schutzgebietsmanagement, Biodiversität, nachhaltige Landnutzung

nina.seifert[at]succow-stiftung.de


Tel +49 3834 83542 12