Talmoorkomplex am Kleinen Landgraben
Wiedervernässungsprojekt für Klima- und Naturschutz
Das Kleine Landgrabental ist, wie viele Flusstäler im östlichen Mecklenburg-Vorpommern, geprägt von ausgedehnten und zusammenhängenden Durchströmungsmooren. Ursprünglich war es so nass und schwer zu durchqueren, dass es als natürliche Grenze zwischen der preußischen Provinz Pommern und dem Herzogtum Mecklenburg-Strelitz fungierte. Es war Lebensraum einer Fülle von moortypischen Tier- und Pflanzenarten. Berichten zufolge war im Frühling das gesamte Tal durch die flächendeckende Blüte der Mehlprimel rosa gefärbt. Diese für nasse und nährstoffarme, aber kalkreiche Niedermoore typische Pflanzenart ist mittlerweile in MV vom Aussterben bedroht. Und auch im Kleinen Landgrabental finden sich nur nur noch kleinste Bereiche, auf denen die Art noch vorkommen kann.
Ursache für den Rückgang dieser und vieler weiterer stark gefährdeter Pflanzen- und Tierarten ist die tiefgreifende und flächendeckende Entwässerung, die auch das Kleine Landgrabental zum Zwecke der Nutzungsintensivierung erfuhr. Heute herrschen im gesamten Gebiet artenarme Wirtschaftsgrünländer vor, während die ursprüngliche artenreiche Moorvegetation auf wenige tausend Quadratmeter innerhalb eines Naturschutzgebietes geschrumpft ist. Zusätzlich zu den Verlusten für die Artenvielfalt werden aus den entwässerten Flächen jedes Jahr beträchtliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt.
Das Herzstück des Kleinen Landgrabentals ist der sogenannte Talmoorkomplex. An dieser Stelle konnte sich das Durchströmungsmoor aufgrund sehr vieler Quellaustritte besonders ausdehnen. Hier finden sich zwei Naturschutzgebiete – die Landgrabenwiesen bei Werder und die Beseritzer Torfwiesen – sowie das Hangquellmoor Binsenberg, ein großer Quellmoorkomplex, der in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich wiedervernässt wurde.
Ziel der Succow Stiftung ist, dass der gesamte Talmoorkomplex wieder nass und artenreich wird. Dafür ist zunächst eine solide hydrologische Planung unabdingbar, nicht zuletzt um anhand fundierter Grundlagendaten verschiedene Szenarien für die Zukunft zu entwicklen, mit denen auch die Landwirtschaftsbetriebe vor Ort gut arbeiten können. Denn für eine erfolgreiche Moor-Wiedervernässung ist es vor allem auch wichtig die Flächeneigentümer*innen und vor Ort wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe von der Sinnhaftigkeit des Projektes zu überzeugen und Nutzungsperspektiven der Moorflächen darzulegen.
Mit einer künftig hoffentlich erfolgreichen Moor-Wiedervernässung inklusive Etablierung einer nachhaltigen Nutzung der wieder nassen Moore ließe sich nicht nur der Kohlenstoffdioxidausstoß des Gebietes radikal senken – und auch die Mehlprimel könnte wieder gedeihen.
Das Projekt „Moorschutz-Studie zur Vorbereitung der Restauration des Talmoorkomplexes des Kleinen Landgrabens bei Werder" wird durch die Förderrichtlinie Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern gefördert (AZ 202122000003). Projektlaufzeit: 12/2022 - 06/2025
Die Hydrologische Optimierung des „Talmoorkomplex des Kleinen Landgrabens bei Werder“ wird gefördert durch die WEGA Care gGmbH.
Mit der Untersuchung der hydrologischen Situation wurde das ökologisch-hydrologische Planungsbüro biota - Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH beauftragt.
Kleines Landgrabental
Lage: 10 km östlich von Altentreptow, Tal des Kleinen Landgrabens bei Werder und Siedenbollentin, Mecklenburg-Vorpommern
Größe: ca.250 ha, davon etwa 65 ha im Eigentum des Naturschutzes (StUN & Succow Stiftung)
Lebensräume: entwässertes Quell- und Durchströmungsmoor, Kalkreiche Niedermoore (LRT 7230), Pfeifengraswiesen (LRT 6410), Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche kalkhaltige Stillgewässer mit Armleuchteralgen (LRT 3140)
Arten: Mehlprimel, Schwarzes Kopfried, Großer Klappertopf, Breitblättriges Knabenkraut Sumpf-Stendelwurz, Schmale und Bauchige Windelschnecke, Große Moosjungfer, Steinbeißer, Fischotter
Schutzstatus: Naturschutzgebiet „Landgrabenwiesen bei Werder“, Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) „Talmoorkomplex des Kleinen Landgrabens bei Werder“, Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA)
Dr. Nina Seifert
Expertise: Schutzgebietsmanagement, Biodiversität, nachhaltige Landnutzung
Tel +49 3834 83542 12