Naturschutzgebiet Lanken
Lanken – ein Wald entstanden durch Wind und Wasser
An der Küste des Greifswalder Boddens gelegen, unterliegt der Küstenwald Lanken dem ständig wechselnden Einfluss von Wind und Wasser. Wind, der mal stürmisch und mal weniger stark aus häufig wechselnden Richtungen bläst, Wasser in Form von Regen und Grundwasser sowie jahreszeitlich bedingt auf- und niedergehende Temperaturen beeinflussen den Lankener Wald in außerordentlichem Maße.
Aufgrund der besonderen Lage am nordöstlichen Ausgang der Dänischen Wiek, die einst eine größere Mündung eiszeitlicher Schmelzwasser war (wovon das Ziesetal noch zeugt) und heute als Bucht vor Greifswald liegt, wirken seit Ende der letzten Eiszeit die dynamischen Prozesse der Ausgleichsküste von zwei Seiten. Sandbänke, die sich als Reffe verfestigten, wurden im fast rechten Winkel angetragen und ein Hakengebilde – auch Höft genannt – entstand, der sogenannte „Ludwigsburger Haken“. Wo heute der Wald steht, befand sich vor einigen hundert Jahren ein Flachgewässer, dass erst als Lagune vom Bodden abgetrennt wurde und sich später mit Süßwasser füllte. Der slawische Name Lanken bedeutet feuchte Niederung oder lange flache Ufereinbuchtung (Lagune). Im Laufe der Zeit wuchs von den Seiten her Vegetation in den flachen See, der immer mehr vermoorte und schließlich durch natürliche Sukzession zum heute existierenden Sumpfwald wurde.
Seit 1957 steht das Gebiet, das als einer der am besten ausgebildeten Eichen-Birken-Küstenwälder im Ostseeraum gilt, unter Naturschutz. Zu den Eichen und Birken gesellten sich Erlen und Eschen. Auf den trockeneren Partien (Reffe) siedelten sich zudem Buchen und in den letzten Jahren auch Berg-Ahorne und Aspen an. Weitestgehend blieb der Wald aufgrund des Sumpfcharakters über die Jahrhunderte durch Menschenhand unberührt, nur da, wo es möglich war, wurde bis zum Ende des 19 Jahrhunderts Vieh in den Wald getrieben. Insbesondere große Mengen an Eicheln wurden zur Schweinemast genutzt. Davon geben heute noch einige breitkronige alte Eichen Zeugnis.
Auf dem bis dato unbewaldeten nördlichen Strandwall wurde vor ca. 180 Jahren begonnen, Kiefern zum Schutz der Küste zu pflanzen. Die Kiefern sind in vorderster Front dem direkten Einfluss von Wind und Wetter ausgesetzt und haben im Laufe ihres Lebens teils sehr bizarre Formen angenommen. Wenn auch künstlich eingebracht, sind diese metusalemartigen Kiefern besonders schön und schützenswert sowie ein charakteristischer Teil der älteren küstennahen Kulturlandschaft an der Ostsee. Inzwischen haben sich zu den Kiefern einige Eichen durch Naturverjüngung gesellt. Eine naturnahe sich eigendynamisch erneuernde Waldgesellschaft hat sich so auch auf dem Dünenwall etabliert. Vor gut 100 Jahren gab es Bestrebungen die Lanken forstlich zu nutzen. Dazu wurden im Innern Entwässerungsgräben gezogen und Nadelbäume insbesondere Fichten und Douglasien gepflanzt.
2003 übertrug der Bund die Lanken als Teil des Nationalen Naturerbes an die Succow Stiftung. Der Schutz dieses außergewöhnlichen Küstensumpfwaldes wie auch des Dünenkiefernwaldes steht im Vordergrund. Die wertvollen Lebensräume sollten erhalten und in ihrer Naturnähe verbessert werden, da sie einzigartig in ihrer Ausprägung sind und vielen speziell angepassten Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause bieten. Bevor die Natur sich selbst überlassen bleibt, sollen vom Menschen verursachte Störungen wieder entfernt werden, dazu entnimmt die Stiftung die standortfremden Baumarten wie Fichten und Douglasien und baut die angelegten Gräben schrittweise zurück.
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Ein EU-Radwanderweg (EuroVelo 10) und ein uriger Strand bieten Möglichkeiten das Naturschutzgebiet Lanken zu „erfahren“, zu erleben und zum Innehalten. Der Fähranleger für die MS-Stubnitz aus Greifswald lässt zudem auch einen Besuch ohne eigenes Fahrzeug zu.
Lanken
Lage: 16 km nordöstlich von Greifswald
Größe: ca. 57 ha
Lebensräume: Küstendünen-Kiefernwald, Erlenbruchwald, Orchideenwiese
Arten: Seeadler, Waldkauz, Gewöhnliche Kiefer, Stieleiche, Esche, Filzige Pestwurz, Kleine Bibernelle
Schutzzweck: Wildnisentwicklung, ungestörte Natur in ostseetypischer Küstenlandschaft
Schutzstatus: Naturschutzgebiet und "Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom"
Im Eigentum seit: 2003
Dana Schacht
Expertise: Stiftungsflächen, Waldnaturschutz, ökologische Jagd
Tel +49 3834 83542 39