In diesem Jahr haben sich neue Bewohner in der Ellernholzstraße 1/3, auch Sitz der Michael Succow Stiftung, eingemietet. Um genau zu sein, diese neuen Mieter wohnen nicht in dem prächtigen Gebäude, sie zahlen auch keine Miete, Nebenkosten oder gar die leidigen Energiekosten, sie leben ganz ökologisch im Freien auf dem umgebenden Grundstück, und ihr ökologischer Fußabdruck ist praktisch nicht messbar.
Es handelt sich um ein Paar Waldohreulen, das in einem der umgebenden hohen Bäumen, vermutlich in einem verlassenen Krähen- oder Elsternest gebrütet und seine Jungen aufgezogen hat. Vor einigen Monaten sind die jungen Eulen, die schon vor dem Flüggewerden das Nest verlassen und als sogenannte Ästlinge ständig hörbar um Futter betteln, den Mitarbeiter*innen der Stiftung aufgefallen.
Waldohreulen leben, wie der Name schon andeutet, im Wald, ebenso gerne jedoch auch in offeneren, parkartigen Landschaften und oft auch in Siedlungen, sofern genügend Mäuse – die Hauptnahrung – erreichbar sind. Im Winter zieht es sie besonders in Dörfer und an Stadtränder, um dort nachts zu jagen und den Tag geschützt in dichten Nadelbäumen zu verschlafen. Man kann sie dort leicht nachweisen, ohne sie überhaupt zu sehen, da sich unter den Schlafplätzen große Mengen von Gewöllen (ausgewürgten, unverdaulichen Nahrungsresten) ansammeln.
Die Waldohreule ist eine geschützte Art und als Symbol des Naturschutzes weithin bekannt geworden. Nur wenige wissen noch, dass die „Naturschutzeule“ Anfang der 1950er Jahre vom Nestor des ostdeutschen Naturschutzes, Kurt Kretschmann (1914 – 2007), eigenhändig entworfen und als Symbol des Naturschutzes etabliert worden ist. Schon hochbetagt wurde Kurt Kretschmann gleich nach der Wende Ehrenpräsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und hat die „Beförderung“ seiner Eule noch erleben dürfen. Kurt Kretschmann war es auch, der den Bauernjungen Michael Succow unter seine Fittiche genommen und entscheidend geprägt hat.
Der Tierfotograf Daniel Elfert hat den Waldohreulen auf dem Gelände der Michael Succow Stiftung aufgelauert und die beigefügten Fotos von den Alt- und Jungeulen gemacht. Man kann gut nachvollziehen, dass vielen Vogelliebhabern die Waldohreule als einer der schönsten Vertreter der heimischen Vogelwelt gilt.
Fotos Waldohreulen: Daniel Elfert | Text: Hartmut Müller