Pflanzen und Geister: Künstlerisches Arbeiten mit und in Mooren als Teil von Paludikultur

Im Sommer 2024 zeigten die Künstlerinnen Juliane Tübke und Alison Darby mit einer Ausstellung im Botanischen Garten Greifswald und einem experimentellen Workshop in der entwässerten Moorlandschaft des Steinbecker Vorstadtpolders in Greifswald wie Kunst zu PaludiKultur beitragen kann. Beide Formate sind Teil der Kunst- und Forschungsplattform Sensing Peat der Michael Succow Stiftung und des Venice Agreement. 

 

„Am Ryck“: Eine Ausstellung zur Bedeutung von Moorlandschaften  

Für ihre Duo-Ausstellung „Am Ryck“ im Subtropenhaus des Botanischen Gartens entwickelten Tübke und Darby Skulpturen, Videoarbeiten und eine Soundinstallation zur Transformationsgeschichte der einst von Caspar David Friedrich in seiner Zeichnung „Am Ryck in Greifswald mit Blick auf die Mühlen vor der Steinbecker Schanze“ (1801) Moorwiesen. Reflektionen über den Einfluss von Wasser auf das Pflanzenleben der entwässerten Ryck-Wiesen verarbeitete Tübke in Videoarbeiten, in denen Schiff die Hauptrolle spielt, sowie Skulpturen, die auf Abdrücken von Schwarzerlenkörpern basierten. Die Pflanzen versteht die Künstlerin als wirkmächtige Handelnde, die Ökosysteme formen und Lebensräume mitgestalten und reaktiviert zugleich ihre fantastischen Verwandlungen und Geisterhaftigkeit aus historischen Sagen und Mythen. Darbys präsentierte auf langen Tischen skulpturale Spanplattenreliefs aus Fasern von Paludikulturpflanzen wie Schilf, Rohrglanzgras und Segge. In den Reliefs verarbeitet sie ihre Auseinandersetzung mit dem menschlichen Einfluss auf die Landschaft der Ryck-Wiesen ausgehend von der Nutzung des Boltenhäger Teichs zu Fischereizwecken ab dem 12. Jahrhundert, über die industrielle Landwirtschaft basierend auf der Komplexmelioration des Steinbecker Vorstadtpolders zu DDR-Zeiten Ende der 1960er-Jahre bis hin zur zukünftig anvisierten nassen Bewirtschaftung von Moorböden durch Paludikultur. 


Moorpflanzenkunst: ein experimenteller Workshop in entwässerten Moorwiesen bei Greifswald 

Unter dem Titel „PEAToresk: Künstlerische Blicke auf die entwässerten Moorwiesen bei Greifswald“ luden im Mai und Juni 2024 vier künstlerischen Werkstätten zur Erprobung experimenteller und poetischer Perspektiven in der Moorlandschaft des Steinbecker Vorstadt Polders. Angeleitet von verschiedenen Künstler:innen und einer Dichterin erprobten Teilnehmer:innen Formen, um verkörperte Sichtweisen im Umgang mit der transformierten Moornatur zum Sprechen zu bringen. In Alison Darbys und Juliane Tübkes Workshop „Pflanzen und Geister öffneten die Künstlerinnen ihre Arbeit mit und zu Moorpflanzen, ihren lokalen Geschichten, Geistern und Materialitäten für kollektive Erprobungen. Gemeinsam mit Teilnehmer:innen wurden Naturtinte aus Schwarzerlensud, Federn aus Schilfhalmen und Papier aus Schilffasern und verschiedenen Moorpflanzenwesen geschaffen. Diese Materialien trug die Gruppe wieder in die Moorwiesen hinein um dort mit Perspektivwechseln, Pflanzenwissen und den Erzählungen und Bildern aus der Geschichte und möglichen Zukünften des entwässerten Moores zeichnerisch zu experimentieren.

Weitere Infos (auf English) hier: PEAToresk Workshop Series