Mit der Aufnahme der Winterkalten Wüsten von Turan in die Welterbeliste wurden über 3 Millionen Hektar des flächenmäßig größten Ökosystems Zentralasiens unter den Schutz der Welterbekonvention gestellt. Die serielle, transnationale Stätte umfasst 14 Komponenten in sieben Schutzgebieten auf dem Gebiet Kasachstans, Turkmenistans und Usbekistans.
Die winterkalten Wüsten Turans sind gekennzeichnet durch ein ausgeprägtes Jahreszeitenklima mit starken, langen Frösten im Winter sowie extrem heißen Sommern bei gleichzeitig sehr geringen Niederschlägen. Die neu eingeschriebene Stätte stellt ein herausragendes Beispiel dar für die Evolution von terrestrischen Ökosystemen unter extremen Klimabedingungen sowie die Entwicklung von Überlebens- und Anpassungsstrategien der dort vorkommenden Pflanzen und Tiere.
Aufgrund dieser vielfältigen ökologischen Prozesse beherbergt die Welterbestätte eine sehr spezifische und vielfältige Flora und Fauna, deren Schutz von globaler Bedeutung ist. Die Wüsten sind Lebensraum weltweit bedrohter Huftiere, wie des Asiatischen Wildesels, der Kropfgazelle, der Saiga oder des Urial. Einzigartig sind ebenso die weiträumigen Saxaul-Wälder der Region, die eine wichtige CO2-Senke darstellen und damit eine große Rolle spielen im Kampf gegen den globalen Klimawandel.
„Im Gegensatz zu den warmen Wüsten waren die winterkalten Wüsten bisher nicht in der Welterbeliste vertreten. Mit dieser Einschreibung wird damit auch eine Lücke geschlossen. Gleichzeitig ist die gemeinsame Nominierung der Staaten Kasachstans, Turkmenistans und Usbekistans ein gutes Beispiel erfolgreicher regionaler Zusammenarbeit im Sinne der UNESCO“, erläutert Hannes Knapp, Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats der Succow Stiftung.
Der gemeinsame Nominierungsprozess der drei Länder wurde viele Jahre lang von der Succow Stiftung im Rahmen der Central Asian Desert Initiative (CADI) koordiniert und fachlich unterstützt.
Die Hyrkanischen Wälder Aserbaidschans stellen eine Erweiterung der 2019 eingeschriebenen Welterbestätte im Iran dar. Diese Nominierung wurde ebenfalls von der Succow Stiftung unterstützt.
Die Hyrkanischen Wälder bilden ein einzigartiges bewaldetes Massiv, das sich über 900 km vom Süden Aserbaidschans entlang des Kaspischen Meeres bis in den Iran erstreckt. Die Geschichte dieser Laubwälder reicht 25 bis 50 Millionen Jahre zurück, als diese Wälder den größten Teil der nördlichen gemäßigten Zone bedeckten. Die Vielfalt der Höhenstufen, die ergiebigen Niederschläge und der Strukturreichtum verleihen diesen alten Urwäldern eine ungewöhnlich hohe Biodiversität mit über 3.200 nachgewiesenen Gefäßpflanzen, darunter viele Relikte, gefährdete sowie regional und lokal endemische Pflanzenarten. Viele Gebiete sind bis heute unberührt. Sie sind Rückzugsorte für viele bedrohte Säugetierarten, wie für den Persischen Leoparden oder die Wildziege. Zudem beherbergen sie eine Vielzahl von Brut- und Zugvögeln.
Mit der Erweiterung wurden zwei Komponenten im Hirkan-Nationalpark in Aserbaidschan zum Weltnaturerbe erklärt. Sie vervollständigen die Reihe von Ökosystemen und Lebensräumen, die typisch sind für die Hyrkanischen Wälder insgesamt. Damit komplettiert sich eine faszinierende Geschichte der ununterbrochenen und andauernden Entwicklung gemäßigter Laubwälder über 25 Millionen Jahre vom Tertiär bis heute, eine faszinierende Geschichte von Kontinuität und Überleben, Anpassung und Diversifizierung.
Die Succow Stiftung hat Aserbaidschan bei der Erstellung der Nominierungsunterlagen unterstützt. Dabei wurden auch erste Ansätze für einen zukünftigen gemeinsamen Schutz des grenzüberschreitenden Welterbes zusammen mit dem Iran gestärkt.