Die Michael Succow Stiftung mit Sitz in Greifswald fördert weltweit die Einrichtung und Weiterentwicklung von Schutzgebieten und Biosphärenreservaten. Der räumliche Fokus der international vernetzten Natur- und Klimaschützer*innen liegt dabei in Zentralasien, im Kaukasus, in Osteuropa, aber auch in Äthiopien und der Mongolei und reicht vom Schutz winterkalter Wüsten bis zur Sicherung letzter Urwälder bzw. naturnaher Wälder.
Das neueste Projekt der Arbeitsgruppe Schutzgebiete & Biosphäre der Stiftung ist zu Beginn des Jahres gestartet und zielt auf die Stärkung des Schutzgebietsnetzwerks im usbekischen Ferganatal ab. Diese Grenzregion zu Kirgistan und Tadschikistan ist mit ca. 10 Millionen Einwohnern das am dichtesten besiedelte Gebiet Zentralasiens. Die Einwohnerzahl und der Ressourcenhunger haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Und obwohl dort noch immer zahlreiche Pflanzen und Tiere heimisch sind, darunter endemische und seltene Arten, gibt es in dieser Region keine Schutzgebiete mit strengem Schutzstatus. Über das Projekt wird es ermöglicht, die einzigartigen Naturlandschaften naturräumlich zu untersuchen, ihren besonderen Wert für die Region Zentralasiens erkennbar zu machen und eine Verbesserung des Schutzstatus für die bedeutendsten und am stärksten gefährdeten Gebiete vorzubereiten.
Aufbauend auf jahrelanger Projektarbeit und wissenschaftlicher Forschung in den Wüstenregionen Zentralasiens wird im Rahmen des Projekts „Central Asian Desert Initiative“ (CADI) ein multisektorales und multinationales Maßnahmenpaket umgesetzt, das dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung der winterkalten Wüsten dienen soll. Zusammen mit den Projektpartner*innen Universität Greifswald, FAO sowie einem breiten Netzwerk nationaler Partner*innen in Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan werden neue Wüstenschutzgebiete eingerichtet, die Managementkapazitäten bestehender Schutzgebiete gestärkt sowie nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden zur Verbesserung der Einkommenssituation der lokalen Bevölkerung entwickelt. Ein Meilenstein des Projekts stellt dabei die in Ausarbeitung befindliche transnationale Nominierung der winterkalten Wüsten als UNESCO Welterbe dar.
Damit soll die internationale Anerkennung der winterkalten Wüsten, die als einziges Biom derzeit noch nicht in der Welterbeliste vertreten sind, gesteigert und grenzüberschreitende Zusammenarbeit gestärkt werden.
Umgesetzt werden die Projekte von einem auf internationale Naturschutzzusammenarbeit spezialisierten Team rund um Jens Wunderlich, stellvertretender Geschäftsführer und Koordinator für den Bereich Schutzgebiete und Biosphäre bei der Succow Stiftung. „Eine der großen Herausforderungen für unsere Arbeit ist es, über Tausende von Kilometern und sprachliche und kulturelle Unterschiede hinweg, vertrauensvolle Partnerbeziehungen zu entwickeln und das Erreichte über das Projektende hinaus zu festigen“, so Wunderlich.
Hierzu zahlt sich Kontinuität in einer Region aus, ebenso wie die Stärkung der Kapazitäten vor Ort. Ein gutes Beispiel ist die Gründung eines regionalen Wüstenschutzsekretariates in Taschkent, das die CADI fortführen soll. Das 5-jährige zukünftige CADI Arbeitsprogramm wird derzeit zusammen mit den staatlichen Partnern ausgearbeitet und im Rahmen einer internationalen Konferenz im Herbst vorgestellt.
Ebenso herausfordernd ist natürlich die aktuelle Corona-Pandemie. „Die Kommunikation mit den Projektpartner*innen konnte über Online-Formate größtenteils fortgeführt werden, trotz teilweise sehr eingeschränkter Internetverbindungen. Für die Schutzgebietsarbeit und die Herausforderungen für den Naturschutz sind Besuche vor Ort unerlässlich. Aber die seit einem Jahr vollständig erloschenen Reisetätigkeiten haben auch etwas Gutes – die CO2-Bilanz der Stiftung hat ein neues Rekordtief erreicht“, so Wunderlich.
Die Succow Stiftung sieht die Corona-Pandemie auch als Impuls, in Zukunft stärker auf Onlineformate zu setzen und Reisetätigkeiten auf das absolute Mindestmaß zu beschränken. Die bisherige Strategie der Stiftung einer intensiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit starken, lokal verankerten Partner*innen in der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik ist dafür die Basis.
Faktenbox „Schutzgebiete & Biosphäre“ der Michael Succow Stiftung
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