300 m Koppelzaundraht und 200 Betonpfosten entfernt, eine Pflegemahd etabliert, die landwirtschaftliche Nutzung angepasst, rund 8 ha langjährig ungenutzte Fläche für eine extensive landwirtschaftliche Nutzung vorbereitet, 20 Entwässerungsgräben von 4.000 Metern Länge verschlossen, Staue gesetzt und die Sohle der Randgräben erhöht – um den Wasserstand auf dem Binsenberg wieder ansteigen zu lassen und das kalkreiche Quellmoor zu revitalisieren, setzte die Michael Succow Stiftung erfolgreich zahlreiche Maßnahmen auf der Moorfläche um.
Der Binsenberg ist eines der mächtigsten Hangquellmoore in Mecklenburg-Vorpommern und von überregionaler Bedeutung für das Vorkommen selten gewordener Arten der kalkreichen Niedermoore und Pfeifengraswiesen. Durch den Bau eines engmaschigen Grabennetzes in den 1980er Jahren wurde der Grundwasserstand im Moor stark abgesenkt. In der Folge verringerten sich die Bestände von Arten, die an ein hohes Wasserdargebot und nährstoffarme Bedingungen angepasst sind. Viele der Arten stehen auf der Roten Liste und sind stark bedroht.
Nach umfangreichen Vorarbeiten, mit denen bereits 2008 begonnen wurde, konnte der Rückbau der Entwässerungsvorrichtungen von 2018 bis 2020 endlich umgesetzt werden (Förderrichtlinie Naturschutz in M-V). Bei der Umsetzung wurde mitgedacht, dass die Flächen weiterhin landwirtschaftlich nutzbar bleiben sollen. Für die Pflege der wertvollen Pflanzenbestände ist eine dauerhafte Abschöpfung der Nährstoffe in Form einer Mahd unerlässlich.
Gemeinsam wurde nun der Projektabschluss zur Revitalisierung des Binsenberges mit circa 25 Teilnehmenden am 25. Mai gefeiert. Mit dabei waren Vertreter*innen des StALU MSE (Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt), der Unteren Wasserbehörde, des Landesamtes für Umwelt, Geologie und Naturschutz, der Stiftung Umwelt- und Naturschutz M-V (auch Flächeneigentümerin), der Geschäftsführer der Baufirma, der planende Ingenieur, zahlreiche Ehrenamtliche der Naturfreunde Siedenbollentin, der Bürgermeister von Werder als auch der Jagdpächter.
„Entwässerte Moore sind die größte Emissionsquelle in Mecklenburg-Vorpommern. Für den Klimaschutz müssen wir schnell und großflächig wiedervernässen. Dafür braucht es ausreichend Kapazitäten in Verbänden, Verwaltungen und Planungseinheiten, um zeitnah Umsetzungsprozesse zur Wiedervernässung anschieben zu können", so der Geschäftsführer der Succow Stiftung Jan Peters.
Auf der Projektabschlussveranstaltung beleuchtete die Stiftung den Wert des Gebiets, die Dringlichkeit der Handlungserfordernis (Moorschutz als Klimaschutz, hier aber v. a. für den Arten- und Biotopschutz) und den langen Werdegang des Vorhabens. Es gab sehr bewegende Grußworte, einen Moorkuchen sowie eine interaktive Einführung in das Projekt, zu dem die Teilnehmenden einen Wortbeitrag leisten konnten, da fast alle einen Bezug zu dem sehr langen währenden Projekt hatten. Es folgte ein letzter Spatenstich mit Verkostung des Torfs (oder des Kuchens für die weniger Mutigen). Auf der Exkursion wurden die umgesetzten Maßnahmen gezeigt. Angestiegene Wasserstände und die Mehlprimel, welche aktuell in voller Blüte steht, zeigen bereits deren Wirksamkeit.
Auf dem Binsenberg wurden 36 ha wiedervernässt. Aber es gibt noch viel zu tun, denn als moorreiches Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Verantwortung für die Restaurierung von entwässerten Mooren - für den Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt. Noch sind rund 90 % der Moorflächen entwässert. Um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, müssten neben weiteren Maßnahmen jedes Jahr rund 10.000 ha Moorfläche wiedervernässt werden.
So verabredeten sich die Projektpartner am Ende der Veranstaltung zu einer erneuten Zusammenkunft in ein paar Jahren. Dann, um die erfolgreiche Revitalisierung der angrenzenden Flächen im Kleinen Landgrabental zu feiern.
NDR 1 Radio MV , 30.05.2022
Moor bei Siedenbollenthin wieder vernässt
www.ndr.de, 26.05.2022
Wiedervernässung des Hangquellmoors Binsenberg abgeschlossen