Naturschützer*innen kooperieren
Die Natur vor der Haustür schützen ist eine der Aufgaben der Michael Succow Stiftung auf ihren Stiftungsflächen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Naturschutzgebiete wurden der Stiftung vom Bund übertragen, um dort das Nationale Naturerbe zu bewahren. Zu diesen Flächen gehören Waldflächen mit altem Buchenwald, Laubmischwaldbereiche mit Eichen und Hainbuchen, feuchter Erlenwald und Fichtenforst. Hier sollen sich ungestört Wildnisinseln frei von menschlicher Nutzung entwickeln können.
PRIMAKLIMA engagiert sich seit über 30 Jahren aktiv für den Klimaschutz. Rund um den Globus pflanzt der Verein Bäume und schützt Wälder. Aber auch die Projekte in Deutschland sind seit Beginn fester Bestandteil der Projektarbeit. Dabei geht es u. a. auch darum, Eingriffe in bestehende Wälder weiter zu minimieren, Biomasse im Wald zu belassen und zu vergrößern. Denn dies ist eine wertvolle Möglichkeit, die Kohlenstoffspeicher und die Resistenz von Ökosystemen zu verbessern.
Beide Kooperationspartner vereinbarten nun ein gemeinsames Projekt, das auf die Verbesserung und die Erhaltung der Klimaschutzwirkung der waldbestandenen Naturerbeflächen gerichtet ist. Während die Succow Stiftung die Umsetzung der Maßnahmen in ihren Wäldern übernimmt, sichert PRIMAKLIMA die Aktivitäten, die für die Entwicklung, Verbesserung oder Erhaltung der Klimaschutzwirkung der waldbestandenen Naturerbeflächen notwendig sind, finanziell ab.
Exkursionen in vier Waldflächen fanden statt
Der zweitägige Kooperationsaustausch führte die Naturschützer*innen auf vier Stiftungsflächen. Die Waldflächen wurden gesichtet und Maßnahmen identifiziert und besprochen.
Im Naturschutzgebiet Goor bei Lauterbauch auf der Insel Rügen wurden neben der Inaugenscheinnahme des gewaltigen alten Laubholzkomplexes auch Umbaumaßnahmen der nicht mehr standorttauglichen Fichtenbestände im Inneren des Naturschutzgebietes besprochen. Am Palmer Ort, dem südlichsten Punkt Rügens auf der Halbinsel Zudar, steht schon jetzt der Prozessschutz im Vordergrund. Eingriffe in den zum Küstenschutz stockenden Dünenkiefernwald sind nicht mehr geplant. Unter der Kiefer zeigt sich bereits flächendeckend Verjüngung aus heimischen Laubbäumen.
Im Naturschutzgebiet Lanken am Greifswalder Bodden stockt neben einem überwiegend aus Kiefern bestehenden Küstendünenwald ein Sumpfwald mit Bruchcharakter. Auf den trockneren Randbereichen wurden einst Nadelbäume insbesondere Douglasien zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit gepflanzt. Diesem anachronistischen Bild gilt es nun entgegenzuwirken. Obwohl schon ehemalige Entwässerungsgräben im Wald verschlossen wurden, sinkt infolge des Klimawandels der Wasserstand im Wald. Nicht zuletzt durch den hohen Wasserverbrauch der besonders schnell wachsenden Douglasie, die zudem eine sehr hohe Interzeption aufweist und damit wenig Regenwasser rund ums Jahr auf den Boden treffen und einsickern lässt, wird der Effekt begünstigt.
Als letzter Exkursionspunkt stand das Bollwintal bei Templin auf dem Programm. An den Böschungen des Fließtals stockt weiträumig Kiefernforst. Zwar wurde schon begonnen, Laubholzverjüngung in die Bestände zu bringen, jedoch stellt der teilweise sehr dichte Oberstand aus Kiefer ein größeres Problem hinsichtlich des Wasserhaushaltes im Bollwintal dar. Die etwas höher gelegenen Forsten lassen kaum mehr Sickerwasser aus Niederschlägen in die Talsohle vordringen.
Es ist daher auch hier Gebot der Stunde, lenkend einzugreifen. Um das Gefüge aus Überführung des Waldes in naturnahe oder bestenfalls natürliche Bestände und damit einhergehend Verbesserung des Wasserhaushaltes im Gebiet sowie der fortwährenden Renaturierung des Fließes mit seinen angrenzenden Feuchtbereichen zu gewährleisten, muss in den kommenden Jahren kontinuierlich der Nadelholzanteil abgesenkt und durch eine sinnvolle Laubbaumauswahl ersetzt werden.
Fazit
Für beide Seiten gab es interessante Anregungen für die weitere Arbeit, wobei die Schwerpunkte in den Bereichen Kohlenstoffbindung, Verbesserung des Wasserhaushaltes sowie Integration, Lenkung und Umweltbildung von Besuchenden in Wäldern liegen.
PRIMAKLIMA konnte den Mitarbeitenden der Michael Succow Stiftung sehr viel Unterstützung im dringend anstehenden Umbau der noch vorhandenen Nadelholzbestände zusichern. Maßnahmen wurden diskutiert und die Ideen zur Umsetzung weiter optimiert, z. B. kann größtenteils auf eine boden- und bestandsschädliche Holzrückung verzichtet werden. Einschlags- bzw. Totholz verbleibt überwiegend als Kohlenstoffspeicher im Wald, nimmt im Zerfallsprozess Wasser auf und bietet Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Pilze.
Progressive Ideen der Succow Stiftung in der Waldbehandlung wurden als mögliche Beispiele für zukünftige Projekte durch PRIMAKLIMA gern aufgenommen. Hier soll es weiterhin regen Austausch zu den im Feld erzielten Ergebnissen geben.